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Angehörigenfreundliche Intensivstation - Besucherkinder willkommen

Ganz neu ist die Empfehlung der Deutschen Interdisziplinären Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin (DIVI), auch Kindern den Zutritt zu Erwachsenenintensivstationen zu ermöglichen. Die ausdrückliche Besuchserlaubnis für Kinder auf der Intensivstation war einer von vielen Bausteinen, um nun offiziell als angehörigenfreundliche Intensivstation anerkannt zu werden.

Auf den Intensivstationen findet in Deutschland derzeit ein Umdenken statt: Früher wurde Kindern der Zutritt auf die Intensivstationen in der Regel verwehrt, da man ihnen den Anblick einer "Gerätemedizin" nicht zumuten wollte. Jetzt empfiehlt die Deutsche Interdisziplinäre Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin (DIVI), auch Kindern den Zutritt zu Erwachsenenintensivstationen zu ermöglichen. Im Marienkrankenhaus Soest hat sich das Team der Intensivstation darauf umfassend vorbreitet.

Anton (5 Jahre) und Emil (3) Jahre sind im Marienkrankenhaus Soest auf der Intensivstation gemeinsam mit ihrer Mutter zu Besuch. Intensivschwester Nathalie bleibt an der Seite des Besucher-Trios. Im Vorfeld hat sich die Mutter bei dem Team von der Intensivstation informiert und den Besuch angekündigt, damit eine Pflegekraft bei dem Kinderbesuch begleitend und beratend zur Verfügung stehen kann. Um die Kinder auf den Besuch gut vorzubereiten, hat das Team der Intensivstation ein Activity-Heft entwickelt, in dem Fotos der Intensivstation des Marienkrankenhauses, Rätsel, Ausmalbilder und Informationen zu finden sind. „Uns ist es ein echtes Anliegen, auf alle Angehörigen unserer Patienten professionell und empathisch einzugehen - und dazu gehören selbstverständlich auch die Kinder“, sagt Dr. Julia Kemper, Sektionsleiterin der Intensivstation des Marienkrankenhauses.

Gut und wichtig: Besuche von Kindern auf der Intensivstation
Grundgedanke hinter den jüngsten Entwicklungen ist, dass ein Besuch auf der Intensivstation sowohl für das (Enkel-)Kind als auch für den Patienten bereichernd sein kann. Die Deutsche Interdisziplinäre Vereinigung für Intensiv und Notfallmedizin warnt sogar davor, dass ein Nicht-Besuch schaden könne, da fehlender Kontakt zu einem kranken Familienmitglied Ängste und Sorgen bei Kindern verstärken könnte. „Kinder stehen oft ohnmächtig und hilflos der Tatsache gegenüber, dass nahestehende Angehörige lebensbedrohlich erkrankt sind. Ein Besuch auf der Intensivstation kann dann zu einer wertvollen korrigierenden Erfahrung für Kinder werden. Sie sehen, dass sich jetzt ein ganzes Team um Oma, Opa, Mama oder Papa kümmert“, erläutert die stellvertretende Stationsleitung Silke Bräutigam. Wichtigste Voraussetzung sei aber, dass das Kind einen Besuch auf der Intensivstation möchte und nicht dazu überredet werden muss. Ein häufiges Argument gegen Besuche von Kindern war zudem die Sorge, dass dadurch ein erhöhtes Infektionsrisiko bestehen könnte. Studien zeigen aber: Wenn Kinder sich an die Hygienevorschriften halten, ist diese Sorge unbegründet.

Idee zum aktiven Angehörigentelefonat auf der Intensivstation bekam Hansepreis
Die ausdrückliche Besuchserlaubnis für Kinder war einer von vielen Bausteinen, um nun offiziell als angehörigenfreundliche Intensivstation anerkannt zu werden. Auf dem Weg zur Zertifizierung wurde im Marienkrankenhaus zudem ein neuer Ansatz entwickelt, um Angehörige, die eine telefonische Auskunft zum Gesundheitszustand ihres Familienmitglieds auf der Intensivstation wünschen, ausführlicher und effektiver informieren zu können. Die Idee zur Einführung dieses Anrufmanagements hatte Ann-Katrin Milleville, eine Mitarbeiterin der Intensivpflege im Marienkrankenhaus. In der Fachwelt sorgte ihre Facharbeit zu Thema „Das aktive Angehörigentelefonat“ für Furore. Sie bekam kürzlich den Hansepreis für Intensivpflege 2024 dafür verliehen.

Hintergrund: Die angehörigenfreundliche Intensivstation ist ein wichtiges Konzept in der Pflege, das darauf abzielt, die Einbeziehung von Angehörigen in die Betreuung von Intensivpatienten zu fördern. Das Projekt wurde vom Verein Pflege e.V. entwickelt und wird seit dem 01.01.2024 von der deutschen Gesellschaft für Fachkrankenpflege und Funktionsdienste (DGF) fortgeführt.

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